Labrador Retriever
Der "Labi"
Der Labrador wurde ursprünglich ausschließlich für den jagdlichen Einsatz gezüchtet. Wird er in England vorwiegend für Arbeiten auf Flugwild eingesetzt, hat der deutsche Jäger schon seine vielfältigen Qualitäten in anderen Sparten des Jagdeinsatzes entdeckt und fördert diese während der Jagdsaison oder im jagdlichen Training. Näheres zum Thema jagdliche Einsatzmöglichkeiten sind hier nachzulesen.
Aufgrund vieler Eigenschaften ist der Labrador auch als Familienhund geradezu prädestiniert. Er liebt Menschen und zeigt instinktive Sanftheit gegenüber Kindern, er braucht Familienanschluss und möchte "gefallen". Der Labradorbesitzer sollte aber nie vergessen, dass sein Hund für ein aktives Leben voller Aufgaben gezüchtet worden ist! Nur Spaziergänge allein machen den Labrador nicht glücklich; das Schlimmste ist für ihn die Unterforderung! Der Labrador braucht eine Aufgabe, ohne die ist er ein trauriger Hund!
Ein Labrador Rüde misst zwischen 56- 57cm, eine Hündin zwischen 54-56cm. Mit den Farben schwarz, gelb und braun (schokoladenfarbig) gibt es drei Fellfarben, wobei das Gelb von hellcreme bis fuchsfarben variiert. Ein kleiner weißer Brustfleck ist gestattet. Das Fell ist hart, kurz und glatt, nicht wellig und ohne Befederung mit wetterbeständiger Unterwolle. Der Körper ist mittelgroß und kräftig, kurz in der Lendenpartie , breit und stark in Lende und Hinterhand. Der Kopf ist breit mit ausgeprägtem Stop. Die Augen sind braun oder haselnussfarben und zeigen Intelligenz und gutes Wesen. Kennzeichnend für den Labi ist seine Otterrute! Näheres zum Erscheinungsbild des Labis ist dem angehängten Rassestandard zu entnehmen.
In Deutschland und vielen anderen Ländern wird der "Field-Trial-Labrador" immer beliebter. Der Labrador aus sogenannter "Arbeitslinie" zeigt ein etwas anderes Erscheinungsbild als der Standard vorsieht.
Dieser Labradortyp ist leichter gebaut, besitzt einen schmaleren Kopf mit meist langem Fang und wenig Stop. Er hat weniger Brusttiefe und ist häufig im Rücken länger.
Das Zuchtziel von Hunden aus Arbeitslinien ist eine sehr hohe Aktivität, eine hohe Arbeitsmotivation und eine hervorragende körperliche Kondition, was besonders an den Besitzer besondere Ansprüche stellt. Für diese Hunde ist es unbedingt notwendig, dass sie körperlich und geistig durch jagdliche Arbeit und/oder Dummyarbeit gefordert und ausgelastet werden.
Die Grundlage für die Spaltung in diese beiden Linien findet man schon in den 70er Jahren. Durch die starke Nachfrage nach Ausstellungs- und Begleithunden gewann die Showlinie immer mehr an Bedeutung. Die Anhänger der arbeitenden Hunde widmeten sich nunmehr der Zucht ihrer eigenen Linien, bei denen sie den Schwerpunkt auf die Arbeitsqualitäten legten.
Kauft man einen Labrador aus Arbeitslinien nur aufgrund seiner sportlicheren Optik, so tut man dem Hund und der Rasse Unrecht, wenn das Arbeitspotenzial nicht gefördert und die Arbeitsfreude nicht befriedigt wird und der Hund als Familienhund durchs Leben bummelt.
Gerade Retriever aus Arbeitslinien zeigen im Alltag Zeichen von Hyperaktivität, wenn sie sich unterfordert fühlen.
Laut einer Untersuchung, die feststellte, dass 38 von 120 an ADHS ( Aufmerksamkeits-Hyperaktivitäts-Syndrom) erkrankten Hunden Labrador Retriever sind, steht unsere Rasse damit an erster Stelle der Auflistung der auffälligen Hunde, was in meinen Augen sehr bedenklich ist!
Zweifelsfrei ist ADHS nicht nur ein Zustand, den der Hund zeigt, weil er unterfordert und gelangweilt ist. ADHS ist eine Krankheit, die oft dazu führt, dass Menschen den Hund abgeben müssen, weil sie einfach nicht mehr mit dieser Krankheit fertig werden.
Ursachen für Hyperaktivität sind neben der Vererbung das fehlende Erlernen von Hemmmechanismen in der Welpenzeit. Gründe dafür sind z.B. Überforderung der Mutter durch zu große Würfe, zu frühe Trennung von Mutter und Welpen oder Lernstörungen des Welpen.
Ein Anfänger sollte gut überlegen, ob er den Anforderungen gewachsen ist, einen Labrador aus Arbeitslinien auszubilden oder sich eher für den etwas ruhigeren und ausgeglicheneren Showtyp entscheidet.
Klassifikation FCI:
Gruppe 8 Apportierhunde, Stöberhunde, Wasserhunde.
Sektion 1 Apportierhunde.
Mit Arbeitsprüfung.
Rassestandard
Der Original-Standard des Labrador Retrievers wurde vom englischen Kennel Club herausgegeben, die letzte Bearbeitung erfolgte 1994.
- Allgemeines Erscheinungsbild: Kräftig gebaut, kurz in der Lendenpartie, sehr aktiv, breiter Schädel; Brust und Rippenkorb tief und gut gewölbt; breit und stark in Lendenpartie und Hinterhand.
- Charakteristika: Ausgeglichen, gutmütig und sehr aufgeweckt. Vorzügliche Nase, weiches Maul, ausgeprägte Wasserfreudigkeit, anpassungsfähig.
- Wesen: Intelligent, aufmerksam und führig. Willig, mit großem Bedürfnis seinem Besitzer Freude zu bereiten. Von freundlichem Naturell, mit keinerlei Anzeichen von Aggressivität oder deutlicher Scheue.
- Kopf und Schädel: Schädel breit mit deutlichem Stopp, gut modeliert ohne fleischige Backen. Nasenschwamm breit, gut ausgebildete Nasenlöcher. Fang kraftvoll, nicht spitz.
- Kiefer und Zähne: Kiefer von mittlerer Länge; Kiefer und Zähne kräftig mit einem perfekten, regelmäßigen und vollständigen Scherengebiss, wobei die obere Schneidezahnreihe ohne Zwischenraum über die untere greift und die Zähne senkrecht im Kiefer stehen.
- Augen: Mittelgroß, mit dem Ausdruck von Intelligenz und Gutmütigkeit, braun oder haselnussfarben.
- Ohren: Nicht groß oder schwer, dicht am Kopf anliegend, hoch und ziemlich weit hinten angesetzt.
- Hals: Trocken, stark, kraftvoll, in gut gelagerte Schultern übergehend.
- Vorderhand: Schulterblätter lang und schräg gelagert. Vorderläufe mit kräftigen Knochen und gerade vom Ellbogen bis zum Boden, sowohl vorn, als auch von der Seite gesehen.
- Körper: Brust von guter Breite und Tiefe, mit stark gewölbter, fassförmigem Brustkorb. Gerade Oberlinie. Lendenpartie breit, kurz und kräftig.
- Hinterhand: Gut gewinkelt, nicht zur Rute hin abfallend. Gut gewinkelte Kniegelenke. Sprunggelenke tiefstehend, Kuhhessigkeit im höchsten Maße unerwünscht.
- Rute: Otterrute, d.h. dick im Ansatz und zur Spitze verjüngend, mittellang mit kurzem, dichtem, dicken Fell bedeckt, aber ohne Befederung.
- Pfoten: Rund und kompakt, gut gewölbte Zehen und gut entwickelte Ballen.
- Gangwerk: Frei und raumgreifend, Vor- und Hinterhand dabei gerade und taktrein.
- Fell: Kurz und dicht ohne Wellen oder Befederung, hart mit wasserdichter Unterwolle.
- Farbe: Vollständig schwarz, gelb oder braun (schokoladenfarbig). Gelb kann von hellem Creme bis fuchsrot variieren. Kleiner weißer Brustfleck ist erlaubt.
- Größe: Die ideale Widerristhöhe ist beim Rüden 56-57 cm und bei der Hündin 54-56 cm.
- Fehler: Jede Abweichung von den vorgenannten Punkten muss als Fehler angesehen werden, der in die Bewertung einfließt.
- Zusatz: Rüden müssen zwei Hoden aufweisen, die vollständig in das Skotum abgestiegen