Einsatzmöglichkeiten
Labrador Retriever wurden ursprünglich ausschließlich für den jagdlichen Einsatz gezüchtet.
Der Labrador ist ein Apportierhund, ein "Retriever". Seine Aufgabe ist die Arbeit nach dem Schuss. Er muß einen natürlichen Gehorsam haben, der es ihm gestattet, mit seinen angebohrenen Qualitäten die Funktionen zu erfüllen, für die er geschaffen wurde: Das Auffinden und Apportieren des geschossenen Wilds.
Es sollte einfach sein, einen Retriever apportieren zu lassen; am schwierigsten sollte es sein, ihn daran zu hindern, alles und immer zu apportieren.
In guten Arbeitslinien, die auf entsprechenden Vererbern aufbauen, ist diese Fähigkeit vorhanden. Sie stellt sicher, dass der Labardor ein nützlicher Helfer bei der Jagd ist.
Die Jagd vom Ansitz oder in der Bewegung ist sicher die Art der Jagd, wo der Labrador am häufigsten zum Einsatz kommt. Seine Fähigkeit des Marking (Vermögen, sich Fallstellen auch über längeren Zeitraum zu merken und wiederzufinden und Fallstellen durch Beobachtung der Flugbahn des getroffenen Tieres zu berechnen) gestattet einen Einsatz am Ende der Jagd/des Treibens, um die geschossenen Stücke zu holen, die im Gelände verteilt sind, unabhängig davon, wo sie sich befinden (in der Ebene, im Holz, im Wasser, im Dickicht).
Die Freude für ihren Führer zu arbeiten, der hervorragende Spürsinn, die große Ausdauer, die so einzigartige Weichmäuligkeit, der gute Gehorsam und das gute Wesen sind ein wichtiger Grund für den Einsatz des Labradors als Apportierhund auf verschiedenstes jagbare Niederwild in unterschiedlichstem Gelände, dabei zeichnet absolute "steadiness" (Standruhe) sowie korrektes "marking" den Labrador als ganz besonderen Jagdhund aus.
Bei der Entenjagd kann man kaum ohne einen Retriever an seiner Seite auskommen. Hier zeigt der Apportierspezialist seine Qualitäten am Wasser. Angefangen bei seinem exzellenten visuellen Erinnerungsvermögen (Marking), bis hin zu seinem gut entwickelten Geruchssinn und der Tatsache, das er ein hervorragender Schwimmer ist. Die Qualitäten des Markings sind hier besonders gefragt, denn es geht unter Umständen darum, eine verletzte Ente zu finden, die mehr als 100m entfernt ins Schilf gefallen ist. Sein kurzes Fell mit der dichten Unterwolle macht den Labrador praktisch unverletzlich gegenüber den unvermeidlichen Schnitten durch das Schilf. Aus denselben Gründen hält ihn auch gefrorenes Wasser nicht zurück. Der Labrador ermöglicht es seinem Führer, das erlegte Wild zu bekommen, ohne seinen Platz verlassen zu müssen.
Auf Grund des ruhigen, konzentrierten Arbeitsstils und seiner guten Nase werden Retriever auch häufiger zu Nachsuchen auf Schalenwild eingesetzt.
Die Arbeit besteht darin, ein verwundetes Tier zu finden (Reh, Hirsch, Wildschwein), das nach dem Schuss außer Sichtweite gelaufen ist. Diese Art Suche kann sich über Stunden und mehrere Kilometer hinziehen. Seine feine und hervorragende Nasenarbeit, Ruhe und Bewegungsfreude, Belastbarkeit und der Wille zur Zusammenarbeit mit dem Menschen zeichnen den Labrador aus. Da nicht alle Retriever die notwendige Wildschärfe aufweisen, ein verletztes Stück solange am Platz zu halten, bis der Nachsuchenführer zur Stelle ist, werden vor allem sichere Totsuchen mit dem Retriever durchgeführt. Hier bietet sich auch die Ausbildung zum Totverweiser an.
Ein häufiger Grund für Jäger, sich für einen Retriever zu entscheiden, ist die Tatsache, dass die meisten dieser Hunde verhältnismäßig leicht auszubilden und zu führen sind. Ein "starkes Bedürfnis, dem Führer Freude zu bereiten" (will to please) ist sogar ausdrücklich im Rassestandard gefordert. Dennoch muss man sich klarmachen, dass sich auch ein leichtführiger Hund nicht von selber erzieht, selbst, wenn man gelegentlich erstaunt ist, was diese Tiere einfach dem Führer zuliebe tun.